Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) by Oliver Becker

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) by Oliver Becker

Autor:Oliver Becker [Becker, Oliver]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


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Selbstverständlich war sie es, die sich durchsetzte. Den Gedanken, Freiburg erst einmal zu verlassen, wenigstens für eine Weile, hatte Laura mit unmissverständlicher Deutlichkeit vom Tisch gewischt. John Dietz hatte dabei ihre Entschlossenheit gespürt – und gleichermaßen die Tatsache, dass sie eingeschüchtert war. Wie sollte sie auch nicht? Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass ein Fremder in ihr Zimmer stürmte, um ihr eine unfreiwillige Dusche zu verpassen. Sich geschlagen zu geben, dazu war sie allerdings nicht bereit. Die Entschlossenheit hatte gesiegt. Zumindest vorerst. Also erneut eine neue Laura Winter: die Kämpferin.

John hingegen wäre es lieber gewesen, sie hätte sich dafür entschieden unterzutauchen. Zumal sie nicht wusste, wohin sie überhaupt gehen sollte. In dem Hotelzimmer, das auf einmal eine besonders unliebsame Erinnerung barg, da wollte sie auf keinen Fall bleiben. Irgendwie schien es, als hätte das Schicksal sie beide zusammengeschweißt. Jedenfalls kam es John so vor. Selbst wenn es genau so war, wie Laura es gesagt hatte: Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie keine zwei Worte miteinander gewechselt. Doch die Umstände waren eben alles andere als gewöhnlich.

Solche Gedanken spukten durch Johns Kopf, während er Elvis’ Käfig säuberte, den Boden mit neuen Zeitungsseiten auslegte und Futter- und Wasserschalen auffüllte. Laura saß unterdessen am Schreibtisch und beobachtete den Papagei, der zwischen den beiden Räumen hin und her flog und mal auf einem Stuhl, mal auf der Liege landete. Elvis liebte solche Ausflüge – und er verschonte die Anwesenden glücklicherweise mit seiner Interpretation alter Rock-’n’-Roll-Songs.

Als John mit dem Käfig fertig war, blätterte er im Telefonbuch. Dann nahm er am Computer Platz und gab einen Namen in Suchmaschinen ein. Er fand schnell, was er suchte, und überprüfte die angezeigten Daten zur Sicherheit mit einem kurzen Anruf. Nachdem er sich als Harry vorgestellt hatte, verlangte er Peter zu sprechen, der jedoch nicht anwesend war. Laura verhielt sich still und beobachtete abwechselnd John und den Vogel, der mit einem Stück Apfel auf Johns Unterarm gelockt und schließlich zurück in den Käfig gebracht wurde.

Nachdem sie minutenlang geschwiegen hatten, war es Laura, die der Ruhe ein Ende setzte. »Über was grübelst du die ganze Zeit nach, John?«

»Darüber, wie wir vorgehen.«

»Vorgehen?«, wiederholte sie. Etwas zu spöttisch, wie er fand.

»Was genau hat man dir bei der Polizei gesagt? Dieser Hauschild. Glaubte er dir? Hat er angekündigt, diesmal ein wenig aktiver zu werden?«

Sie schlug die Beine übereinander und ließ den Blick durch das karge Büro wandern. »Zumindest hatte ich den Eindruck, er würde meine Geschichte ernst nehmen. Er versprach, dass sein Team alles unternehmen würde, um den Mann ausfindig zu machen, der in mein Zimmer eingedrungen war.«

»Ja, ja, das ist mir klar. Aber hat er nicht nachgefragt, was deiner Meinung nach der Grund für das Eindringen war? Ob du den Mann schon einmal gesehen hast? Die üblichen Sachen eben.«

»Doch.« Sie nickte entschieden. »Die üblichen Sachen hat er in der Tat gefragt. Nicht mehr als das. Angesichts meines letzten unvorteilhaften Auftritts im Revier war ich jedoch bereits darüber froh. Er konnte mir keinen Polizeischutz zusichern – nur aufgrund eines solchen Vorfalls. Doch das war mir auch so klar.



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